Modernized spelling:
1 Wie nun, ihr Herren, seid ihr stumm,
Dass ihr kein Recht könnt sprechen?
Was gleich und grad, das macht ihr krumm,
Helft niemand zu seim Rechten,
Mutwillig übt ihr Gwalt im Land,
Nur Frevel geht durch eure Hand,
Was will zuletzt draus werden?
2 Von Mutterleib die böse Art,
Gottlos und ganz verkehret,
Treibt Büberei zu jeder Fahrt,
Mit Lügen sie sich nähret,
Unrichtig gehn sie ihren Gang
Und stechen um sich wie ein Schlang,
Giftig mit großem Wüten.
3 Gleichwie die Otter stopfet zu
Das Ohr für dem Beschwerer,
Damit er ihr kein Schaden tu,
Wenn sie sein Stimm sollt hören,
So tun die giftign bösen Würm,
Wenn Gott sagt: nehmt das Recht in Schirm,
So habn sie keine Ohren.
4 Schlag sie aufs Maul, zerbrich ihr Zähn,
Ihr Backenzähn zerstoße,
Lass ihre Macht schmählich zergehn,
Wie Wasser ausgegossen,
Greif drein, Herr, ihre Pfeil zerbrich,
Die sie gerichtet habn auf mich,
Mein Seele zu verderben.
5 Für Angst ihr Seel verschmachtet furt,
Gleichwie die Schneck im Sommer,
Gleichwie ein unzeitig Geburt,
Die ans Taglicht nicht kommet,
Ihr Dornen werden reifen nicht,
Weil in der Blüt dein Zorn und Gricht
Sie frisch hinweg wird reißen.
6 Der Grechte solchs wird schauen an
Mit fröhlichem Gemüte,
Wenn durch Gotts Rache baden kann,
Sein Fuß in ihrem Blute,
Denn wird es rühmen jedermann,
Wer Gott vertraut hat wohlgetan,
Gott ist noch Richter auf Erden.
German text
Original spelling:
1 Wie nun ihr Herren ſeyd ihr ſtum/
Daß ihr kein Recht künnt ſprechen?
Was gleich und grad/ das macht ihr krum/
Helfft niemand zu ſeim Rechten/
Mutwillig übt ihr Gwalt im Land/
Nur Frevel geht durch eure Hand/
Was will zuletzt drauß werden?
2 Von Mutterleib die böſe Art
Gottlos und ganz verkehret
Treibt Büberey zu jeder Fart/
Mit Lügen ſie ſich nehret/
Unrichtig gehn ſie ihren Gang
Und ſtechen umb ſich wie ein Schlang/
Gifftig mit großem Wüten.
3 Gleichwie die Otter ſtopffet zu
Das Ohr für dem Beſchwerer/
Damit er ihr kein Schaden thu/
Wenn ſie ſein Stimm ſolt hören/
So thun die giftign böſen Würm/
Wenn GOTT ſagt/ nembt das Recht in Schirm/
So habn ſie keine Ohren.
4 Schlag ſie auffs Maul/ zerbrich ihr Zeen/
Ihr Backenzeen zerſtoſſe/
Laß ihre Macht ſchmählich zergehn
Wie Waſſer ausgegoſſen/
Greiff drein HErr/ ihre Pfeil zerbrich/
Die ſie gerichtet habn auf mich/
Mein Seele zu verderben.
5 Für Angſt ihr Seel verſchmachtet furt/
Gleichwie die Schneck im Sommer/
Gleichwie ein unzeitig Geburt
Die ans Taglicht nicht kommet/
Ihr Dornen werden reiffen nicht/
Weil in der Blüt dein Zorn und Gricht/
Sie friſch hinweg wird reißen.
6 Der Grechte ſolchs wird ſchawen an/
Mit fröhlichem Gemüthe/
Wenn durch Gotts Rache baden kan/
Sein Fuß in ihrem Blute/
Denn wird es rühmen jedermann/
Wer Gott vertrawt hat wohlgethan/
Gott iſt noch Richter auff Erden.
German text
Verses provided in #24782, which are not part of Cornelius Becker's Psalm 58:
2 Ihr ungerechten Herren wißt,
daß ihr der Armen Dulden
doch einmal bitter büßen müßt
als euer eigen Schulden.
Der bösen Taten Klagemund
wird euch in eures Herzensgrund
ein bitter Urteil sprechen.
3 All Erdenrund ist voll Geschrei,
verletzt sind Recht und Sitten,
ihr armen Menschen kommt herbei,
ists nicht genug gelitten?
Wir brauchen aller Seel und Kraft,
daß nach viel böser Leidenschaft
ein neu Geschlecht erwache.